Fußball-Verletzung

Marco Reus und das Syndesmoseband

Die WM 2014 fand ohne Marco Reus statt – Diagnose: Syndesmosebandriss. Die Verletzung hängt wie ein Fluch über den deutschen Fußball. Michael Ballack machte die Syndesmose 2010 zu schaffen und die Leverkusener mussten 2020 ohne Kevin Volland um die Europapokalplätze kämpfen. Doch was steckt hinter der Verletzung?

Was ist das Syndesmoseband?

Wer nun nach dem langen Lockdown wieder in das Training einsteigt, sollte sich dessen bewusst sein. Eine gut trainierte Muskulatur kann das Risiko eines Syndesmosebandrisses senken, jedoch nicht komplett ausschließen. Für Profisportler kann die Verletzung zum Problem werden, denn der Fuß lässt sich nicht wie gewohnt belasten. Nicht selten sind bereits Schädigungen am Syndesmoseband vorhanden, bevor es zu einer nachhaltigen Schädigung des Sprunggelenkes kommt.

Die Syndesmose befindet sich am oberen Sprunggelenk. Unmittelbar in der Nähe des Fußknöchels verlaufen das vordere, hintere und quer gelagerte Syndesmoseband. Die Bänderstruktur stellt die Verbindung zwischen Schien- und Wadenbein her und sorgt dafür, dass die Sprunggelenkkapsel sicheren Halt findet.

Gäbe es diese Bänder nicht, wäre das obere Sprunggelenk kaum belastbar. Kommt es zu Verletzungen dieser Bänder, wird von einem Syndesmosebandriss gesprochen. Dabei wird unterschieden in:

  • Überdehnung der Syndesmose
  • Teilriss der Syndesmosebänder
  • Abriss eines oder mehrerer Syndesmosebänder
Riss muss operiert werden

Wie entsteht ein Syndesmosebandriss?

Die Syndesmose wird geschädigt, wenn zu viel Druck auf den Bändern lastet. Zu Verletzungen kann es kommen, wenn der Fuß unglücklich verdreht wurde oder der Sportler umknickt. Wird das Sprunggelenk verdreht, entsteht ein Spalt zwischen Schien- und Wadenbein. Die Syndesmosebänder sind überlastet und reißen. Es kommt zu einem Außen- oder einem Innenbandriss. Dies ist abhängig von der Verdrehung des Sprunggelenkes nach innen oder außen.

Fußballer sind besonders gefährdet. Risse im Syndesmoseband entstehen auch, wenn der Fuß hart auf den Boden prallt. Dann kann es zum Zerschmettern der Gelenkkapsel kommen. Wird die Gelenkkapsel zerstört, reißen auch die sie umgebenden Syndesmosebänder.

Daher steht ein Syndesmosebandriss meist nicht für sich, sondern ist als Begleitverletzung zu verstehen. Oft kommt es im Zusammenhang mit einem Syndesmosebandriss auch zu Knochenbrüchen.

Bei der Heilung braucht man Gelduld

Welche Symptome verursacht ein Syndesmosebandriss?

Bei leichteren Verletzungen der Syndesmose verspürt der Sportler einen Belastungsschmerz im Fuß. Die betroffene Stelle ist druckempfindlich. Sind die Syndesmosebänder vollständig gerissen, ist dies mit großen Schmerzen verbunden. Der Knöchel schwillt an und es werden Blutergüsse sichtbar.

Wie wird ein Syndesmosebandriss diagnostiziert?

Bei Verdacht auf einen Syndesmosebandriss ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen. Damit das Sprunggelenk ausheilen kann, ist die Folgebehandlung entscheidend. Fehlbehandlungen können für Sportler fatale Folgen haben. Es tritt eine Überbeweglichkeit des Sprunggelenkes ein und die nötige Stabilität lässt sich nicht mehr herstellen. Wird der Fuß belastet, sind erneute Bänderverletzungen die Folge.

Der Arzt kann sich einer einfachen Diagnosemöglichkeit bedienen. Mittels “Schubladentest” wird die Beweglichkeit des Fußes überprüft. Der Mediziner umfasst den betroffenen Fuß und drückt den Unterschenkel nach oben. Bei fehlender Bänderfunktion entfernen sich die Gelenkflächen voneinander.

Veränderungen im Sprunggelenk lassen sich auch mittels Kernspintomographie nachweisen. Die Ergebnisse lassen jedoch meist keine eindeutigen Schlüsse zu. Daher wird unter Belastung des Sprunggelenkes häufig zusätzlich eine Röntgenaufnahme angefertigt.

Reus EM vorbei

Wie wird ein Syndesmosebandriss behandelt?

Noch auf dem Sportplatz ist dafür zu sorgen, das Bein zu entlasten, hochzulagern und mit Kühlpads zu versorgen. Bis zum Eintreffen des Arztes kann eine provisorische Schiene angebracht werden. Der Arzt wird das betroffene Bein mit einer Gehschiene versorgen. Das Bein darf weiter bewegt werden, allerdings nur gerade und in eine Richtung. Wenn der Schmerz es erlaubt, kann der Sportler sich weiterhin fortbewegen.

Eine vollständige Ruhigstellung sollte vermieden werden, Muskelabbau, verbunden mit einer Verklebung der Syndesmosebänder wären die Folgen. Sportliches Training ist jedoch während der Heilungsphase komplett zu unterlassen. Reißen die Syndesmosebänder vollständig ab, muss operiert werden. Die Vorgehensweise richtet sich nach der Schwere der Verletzung:

  • Nähen der gerissenen Bänder
  • Rekonstruktion der gerissenen Bänder durch körpereigene Sehnen
  • Fixierung von Knochen und Knorpel mit einer Schraube

Wird das Sprunggelenk mit Schrauben versorgt, ist die komplette Ruhigstellung für einen Zeitraum von etwa sechs Wochen notwendig. Nach Verheilung des Syndesmosebandrisses schließt sich für den Sportler die REHA-Zeit an. Leistungssportler betreiben dann einen gezielten Muskelaufbau. Die bei der OP angebrachten Schrauben werden entfernt und es wird das baldige Training unter Vollbelastung des Sprunggelenkes angestrebt.

Fussballer sind häufig betroffen

Wie ist die Prognose bei einem Syndesmosebandriss?

Einfache Bänderrisse heilen nach sechs bis zwölf Wochen komplett aus und das Sprunggelenk kann wieder voll belastet werden. Bei Fußballern wird meist operiert. Nach etwa einem Jahr ist ein beschwerdefreies Training in der Regel wieder möglich.

Wie kann einem Syndesmosebandriss vorgebeugt werden?

Fußballer können mit einem ruhigen und vorausschauenden Spielstil die Entstehung der Verletzung beeinflussen. Nicht immer lassen sich Fouls und Stürze vermeiden. Daher kommt es auf eine gut trainierte Wadenmuskulatur an. Dehnübungen vor dem Spiel stellen den Fuß auf die Belastung ein. Um Verkrampfungen der Muskulatur zu vermeiden, solltest Du Dich vor jedem Spiel mindestens 15 Minuten intensiv aufwärmen.

Was passiert bei Nichtbehandlung eines Syndesmosebandrisses?

Wird die Verletzung falsch oder gar nicht versorgt, entsteht ein Knickfuß. Der Fuß knickt leicht nach außen um. Dadurch kommt es zu weiteren Schädigungen des Sprunggelenkes. Arthrose ist eine weitere Folge unbehandelter Bänderrisse.